Geschickt gendern

von Matthias Warkus

»Geschlechtergerechte Sprache« (in Anführungszeichen, weil es meiner Meinung nach immer nur Annäherungen an eine in welcher Weise auch immer gerechte Sprache geben kann) nervt viele. Damit meine ich nun gar nicht die, die aus mehr oder minder weltanschaulichen Gründen mehr oder minder radikal dagegen sind oder die, die aus diffuser Auflehnung und weil es mittlerweile einen gesellschaftlichen Konsens gibt, »Gendern« »irgendwie komisch« zu finden, dagegen sind.

Ich meine die, denen es aus sprachökonomischen Gründen auf die Nerven geht, weil die vielen Doppelformen Sätze unübersichtlich machen oder allzu viele innovative Schreibweisen (Binnen-I, Gender-Stern oder -Gap etc.) im Schriftbild unruhig und schlecht leserlich aussehen. Häufig lassen sich diese Probleme reduzieren, indem man geschickte Umformulierungen verwendet. Ein Satz wie

Die meisten Teilnehmer der Veranstaltung waren Leser von Krauses Buch: hauptsächlich Philosophen, Architekten und Kunsthistoriker.

kann so gegendert werden:

Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Leserinnen und Leser von Krauses Buch: hauptsächlich Philosophinnen und Philosophen, Architektinnen und Architekten sowie Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker.
Die meisten Teilnehmenden der Veranstaltung waren LeserInnen von Krauses Buch: hauptsächlich PhilosophInnen, ArchitektInnen und KunsthistorikerInnen.
Die meisten Teilnehmer_innen der Veranstaltung waren usw.

– oder aber z.B. so:

Wer an der Veranstaltung teilnahm, hatte zumeist Krauses Buch gelesen: hauptsächlich waren Philosophie, Architektur und Kunstgeschichte vertreten.

Solches Überarbeiten ist nun eine Kunst und keine Wissenschaft, wie überhaupt das Redigieren von Texten auf Ausdruck; es gibt aber, wie ich heute erfahre, unter http://geschicktgendern.de ein Wörterbuch, das dabei ausführlich, mit unaufgeregten und durchweg guten Vorschlägen hilft. Gute Sache!

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