Herr Lehmann strinkt zuviel Schnap

von Matthias Warkus

Silbentrennungen, Korrektur und Layout

Ich hatte jüngst das Vergnügen, nachdem ich den Film in den letzten zehn Jahren sicher viermal gesehen habe, endlich den Roman »Herr Lehmann« von Sven Regener zu lesen, und zwar, soweit ich das sehen konnte, in der Erstausgabe (Eichborn 2001). Dem Profi sträuben sich da schon auf der ersten Seite die Nackenhaare – warum?

Weil innerhalb weniger Zeilen zweimal das Wort »Schnapstrinken« vorkommt, und zwar beide Male am Zeilenende, und beide Male wird es »Schnap-strinken« getrennt. Ein perfektes Beispiel dafür, wie automatische Silbentrennung danebenhauen kann und warum das merkwürdig sein kann – hier behindert es ganz klar den Lesefluss.

Einen Text auf korrekte Silbentrennung durchzusehen, kann erst geschehen, wenn die Ränder, Schriftarten, Einzüge usw. festgelegt sind, also wenn klar ist, wie lang die Zeilen sind und wie weit die Schrift läuft: wenn der Text gesetzt ist. Falsche Silbentrennungen sind ein Klassiker des gehobenen Druckfehlers, weil sie richtig auffällig und peinlich sein können, aber Laien typischerweise keinen Blick dafür haben oder nicht gezielt zum richtigen Zeitpunkt darauf lesen.

Ich korrigiere Silbentrennungen bei Texten, die im Layout schon fix sind, oder im Zuge von Satzarbeiten. Selbstverständlich schalte ich dazu bei Word oder LibreOffice/OpenOffice.org die automatische Trennfunktion ab und bearbeite alle Trennungen manuell. Bei LaTeX ist die automatische Trennung normalerweise exzellent, dort läuft die Trennkorrektur darauf hinaus, eine Liste von Ausnahmen zu erstellen. Wer ein gutes Ergebnis will, kommt aber an handgeprüften Trennungen nicht vorbei, dafür ist gerade das Deutsche eine Sprache, die zu viele zusammengesetzte Wörter mit unvorhersagbaren Silbengrenzen hat.

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